Die Stadt Rom schloss die Kapitolinischen Museen schon nachmittags um vier, dann wurde die Hügelkuppe geräumt. Am Abend kam man als Fußgänger nur durch den Hintereingang rein, denn das Gros des Publikums ist es gewohnt, chauffiert zu werden. Ein ehemaliger Staatspräsident, eine deutsche Ministerpräsidentin, ein Kardinal und der italienische Premierminister saßen da, hörten und staunten.
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Die drei Präsidenten der wichtigsten EU-Institutionen debattierten auf einem Podium darüber, wie Europa noch zu retten sei. Kommissionschef Jean-Claude Juncker wollte „mehr Vollzeit-Europäer” unter den EU-Regierungschefs. Ratspräsident Donald Tusk wollte ein Europa, das sich nicht so wichtig und Abschied von Illusionen einer immer engeren Union nimmt.
Es war ein seltener Moment des öffentlichen Dreiergesprächs. Sie reden sonst natürlich auch miteinander, aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit — oder sie rufen sich Dinge über Bande zu.
Parlamentspräsident Martin Schulz nahm den Fehdehandschuh auf, der ihm vergangene Woche unter anderem aus Berlin hingeworfen wurde. Wird es auch bei der Europawahl 2019 Spitzenkandidaten geben, und wird der siegreiche Kommissionschef?
„Ich bin stolz, zu den Leuten zu gehören, die diesen Spitzenkandidaten-Prozess vorgeschlagen haben. Und genau diese Übung wird bei den nächsten Europawahlen wiederholt werden,” sagte Schulz. Wer glaube, ein Parlament werde ein einmal erworbenes Recht wieder abgeben, „der weiß nichts über die Geschichte”, des Parlamentarismus und überhaupt.
Donald Tusk hat graduell andere, pragmatischere Vorstellungen von Europa als Schulz. Ein Zeichen dafür, dass das der Zusammenarbeit in Europa nicht zum Nachteil gereichen muss, lieferte der Ratspräsident selbst. Er war 2014 einer der Kritiker des Spitzenkandidaten-Prozesses, sagte er auf der römischen Bühne: „Aber es scheint ja zu funktionieren.”
Florian Eder über die großen — und über die unterschätzten Themen der europäischen Politik. Seine Kolumne erscheint in der Welt — und hier.